Feuer und Konfetti frei!
Auch 2019 werden von Donnerstag bis Sonntag wieder unsere Show & Shine Preise verliehen. Aber wer entscheidet eigentlich, welcher Bulli als „schön“ oder „am originalsten“ dasteht? Was sind die Kriterien und wie wird ausgewählt?
An dieser Stelle ist es an der Zeit, einen Mann zu Wort kommen zu lassen. Herbert „Herbie“ Weyer ist fester Bestandteil des Midsummer Bulli Festival Teams und aus diesem kaum mehr wegzudenken. Als fachkundiger Szene-Insider und Co-Moderator des Festival leitet er das Team, das Jahr für Jahr sämtliche Sektoren abläuft und nach entsprechenden Siegerkandidaten der entsprechenden Kategorien Ausschau hält.
MBF: Herbie! Für diejenigen, die dich noch kennen… Stell Dich doch kurz vor.
HERBIE: Ich komme, wie so viele Bullifahrer, ursprünglich aus der luftgekühlten Käferszene. Irgendwann habe ich dann, aus familiären Gründen, für mich den Bulli entdeckt. Und Bullifahren ist einfach ein Lebensgefühl und mittlerweile ist schon die ganze Familie mit dem Bullivirus infiziert.
MBF: Wie läuft so ein Jury-Tag ab? Sind die Bewertungskriterien jedes Jahr gleich?
HERBIE: Wir gehen mehrmals über das gesamte Festivalgelände und treffen für jede Kategorie eine Vorauswahl. Wichtig ist uns, dass wir kein Fahrzeug zweimal prämieren. Wir, das sind übrigens mein Freund Fredric aus Schweden, Spezialist für Motorisierung und Technik, meine Frau Katrin für Innenausstattung und Ästhetik und natürlich meine Wenigkeit für Karosserie und Technik. Für einzelne Kategorien holen wir uns auch Unterstützung, diese Jahr (durch Tobias Twele von Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer und) durch eine Vorjahrespreisträgerin. Wir möchten auch kein „Garagengold“ prämieren, also Fahrzeuge, die nur zum Festival aus der Garage geholt werden oder mit viel Geld aufbereitet wurden. Das darf man nicht falsch verstehen, aber das entspricht nicht dem Spirit unseres Festivals. Sicher hat jedes Fahrzeug einen individuellen Wert, aber wir sehen es sehr gerne, wenn man die Dinge selber in die Hand nimmt und eigene Ideen umsetzt. Dafür muss man sich natürlich mal mit dem Besitzer/der Besitzerin unterhalten und im Gespräch stellt man ganz schnell fest, ob der oder diejenige eine Beziehung zum Auto hat oder ob es für ihn/sie einfach nur eine hippe Wertanlage darstellt. Ein Bullifahrer mit einem super aufgemozten T5 hat mich mal ganz entrüstet gefragt, warum er denn nun den Pokal nicht bekommen hätte… Ich habe ihm dann geraten, seinen Pokalwunsch auf einer Tuningshow zu erfüllen. Die Einstellung war einfach nicht da, und das entspricht eben nicht dem Charakter unseres Festivals.
MBF: Hand aufs Herz: Wie schwierig ist es, den eigenen Geschmack auszublenden und wirklich rein objektiv zu bewerten?
HERBIE: …Das fällt mir nicht schwer, zumal wir ja jedes Jahr auch thematisch etwas festgelegt sind. Letztes Jahr zum Beispiel 30 Jahre California, dieses Jahr 40 Jahre T3, da sind die Entscheidungskriterien ganz eng. Und dann gibt es Kategorien, da ist ebend mehr der Spaß dabei, z.B. die Kategorie „bester Bullispruch“. Oder das Publikum entscheidet, wie wir das ja schon mal bei der Kategorie „Schönstes Bullitattoo“ umgesetzt haben. Bei der weitesten Anreise sind wir natürlich auch auf die Mithilfe der Fetivalteilnehmer und Besucher angewiesen, da brauchen wir praktisch eine Bewerbung in Eigeninitiative. Die begrüßen wir übrigens ausdrücklich, wir sind Vorschlägen und Anregungen für bestimmte Fahrzeuge und Kategorien immer offen und dankbar.Schwieriger ist da schon eine unserer Highlight-Kategorien, „Best Hippie-Bus“, einfach weil die Zahl der Hippies und der entsprechenden Fahrzeuge rückläufig ist.
MBF: Hat schonmal jemand einen Preis nicht annehmen wollen?
HERBIE: Das kommt tatsächlich öfter vor, als man denkt. Meistens kann man die Preisträger dazu überreden, mit ihrem Fahrzeug auf die Bühne zu fahren, wir mussten aber auch schon mal von vorne anfangen.
MBF: Du bist natürlich selber Bullifahrer, selbstverständlich außer Konkurrenz. Hätte dein Bulli einen Preis verdient? Wenn ja, welchen?
HERBIE: Höchstens für die am längsten andauernde Restaurierung. Da ich natürlich den ganzen Sommer in Sachen Bulli unterwegs bin, hab ich immer wenig Zeit, etwas an meinem eigenen Fahrzeug zu machen. Ich moderiere ja auch noch andere Festivals, bin Mitveranstalter von einem Treffen in Schweden und gebe gelegentlich auch noch Schrauberkurse. Und dann hab ich ja auch noch diesen 40Stunden/Woche-Job als Projektleiter in einem größeren Elektrobetrieb. Ich hab aber auch schon Pokale nach Hause gefahren, meistens fürs „Geschicklichkeitsfahren“.